Traueranzeige für Christian
Die Beisetzung fand am Samstag, den 15.11.1997, 13:45 Uhr statt. Es war ein grauer, kalter Novembertag, dieser Tag auf dem Südfriedhof in Leipzig. Und irgendwann begann es auch zu regnen. Ca. 140 Menschen begleiteten uns: Angehörige, Freunde, Bekannte, Schulfreunde, Eltern und Geschwister von Schulfreunden, ehemalige Lehrer, Arbeitskollegen, Hausbewohner, Freunde des Fliegerclubs aus Leipzig-Taucha, des Modellflugvereins, eine Abordnung der Bundeswehr.
Ein Redner und der Kompaniechef sprachen zu uns. Ich, als Mutter, hatte mir vorgenommen, genau zuzuhören, um möglichst viel des Gesprochenen aufzunehmen. Es gelang mir nicht. Ich war so entsetzt, so wütend, so verzweifelt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass in dieses kleine Gefäß, eine Urne genannt, ein junger Mensch, 1,80 cm groß und schlank, hineinpassen sollte. Und ich hatte solche Sehnsucht nach Christian.
Was sollten wir für Musik in dieser Stunde spielen? Nie hatten wir als Familie darüber gesprochen, was in „so einem Fall“ zu tun ist. Das ein gesundes Kind vor seinen Eltern und Großeltern sterben könnte, das war so unfassbar.
Christian`s jüngerer Bruder Martin war uns bei der Musikauswahl behilflich. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Die Wahl fiel auf folgende Titel:
- Time To Say Goodbye – Sarah Brightman und Andrea Bocelli aus „Romanza“
- Do You Remember – Phil Collins aus „Hits Of Phil Collins und The Royal Philharmonic Orchestra“
- Who Wants To Live Forever – Queen
- und als Hintergrundmusik „Candle In The Wind“ – Elton John
Nach der Feier gingen wir gemeinsam zum Grab. Dort standen wir nun und sahen, wie Christian in dem Erdloch verschwand. Die Menschen schüttelten uns die Hand, sie einmal, wir 140 mal. Wir danken allen, die gekommen waren. So schwer es für uns auch war, sind wir doch froh, dass so viele Menschen Christian diese Achtung entgegen brachten. Als die letzten Gäste uns am Abend verließen, zog Stille bei uns ein. Diese Stille begleitet uns heute noch oft.
Das Leben eines Menschen ist mit der Beerdigung zur Vergangenheit geworden. Aber das Leben der anderen geht unaufhaltsam weiter und für die meisten ohne große Veränderungen.
Für uns begann in dieser Stunde eine neue Zeit, die Zeit ohne Christian.